Von der Leichtigkeit des Seins
“Mehr Sport”. “Weniger Alkohol”. “Mit dem Rauchen aufhören”. “5 Kilo abnehmen”. “Weniger arbeiten”…. Der Jahreswechsel ist für viele Menschen ein Anlass, jede Menge guter Neujahrsvorsätze zu fassen. So gross die Motivation 5 Minuten vor Mitternacht in der Silvesternacht noch ist, so schnell haben viele diese Vorsätze im neuen Jahr wieder vergessen. Manchmal reicht schon die durchzechte Silvesternacht aus, um alle Vorsätze in zu viel Alkohol ertrinken zu lassen. Meist folgen im Januar noch einige halbherzige Versuche, das vorgenommene auch durchzuziehen, bevor der Schlendrian sich wieder einschleicht – oft ist spätestens nach einigen Wochen wieder alles beim alten. Nur die wenigsten schaffen tatsächlich eine langfristige Verhaltensänderung. Doch woran liegt das? Warum schaffen es viele Menschen nicht, ihre Vorsätze nicht in die Tat umzusetzen?
Der Hauptgrund, warum die meisten Neujahrsvorsätze fast ebenso schnell vergessen sind, wie sie gefasst wurden, liegt in der zugrundeliegenden Motivation. Der Jahreswechsel, ein gut fassbarer externer Zeitpunkt, wird zum Anlass genommen, um halbherzig etwas zu beschließen. “Ich sollte…”, “Alle machen das…”, “Meine beste Freundin hat sich auch vorgenommen…”, “Das macht man halt…”. Auch in Silvesterrunden sind die Vorsätze für das nächste Jahr ein beliebtes Gesprächsthema und manche versuchen sich gegenseitig mit großen Ankündigungen zu übertrumpfen.
Doch wahre Veränderung kann nur gelingen, wenn sie “von innen heraus” kommt, aus tiefem eigenem Wunsch und gestärkt durch intrinsische Motivation – nicht aus einem (eigentlich beliebigen) Zeitpunkt heraus und weil man eben traditionell Neujahrsvorsätze macht. Wenn man wirklich den Wunsch nach Veränderung hat, schließt man einen Pakt mit sich selbst und übernimmt die Verantwortung für das eigene Tun und Handeln. Grosse (und auch kleinere) Veränderungen können nur erfolgen, wenn sie auf langfristig geänderten Verhaltensweisen und Gewohnheiten basieren. “Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt” ist zwar richtig, aber ohne zweiten, dritten und weitere Schritte wird man die Ziellinie nicht sehen. Hierfür muss man sich selbst in die Pflicht nehmen und Routinen und Tagesabläufe verändern.
Schritt für Schritt ans Ziel
Folgende Gedanken können helfen, Vorsätze tatsächlich und nachhaltig umzusetzen:
- Setzte Dir realistische Ziele: Rom wurde nicht an einem Tag gebaut, 5 Kilo lassen sich nicht durch Nulldiät in 2 Wochen verlieren und niemand wird über Nacht vom Couch Potato zum Marathonläufer oder Extrembergsteiger. Beim Rauchstopp mag ein radikaler Ansatz am zielführendsten sein, aber davon abgesehen sind kleinere Schritte erfolgversprechender. Man kann sich zum Beispiel vornehmen 2x wöchentlich 20 Minuten laufen zu gehen und in Monatsschritten die Häufigkeit und/oder die Dauer erhöhen. Das Erfolgserlebnis, nun schon länger laufen zu können, motiviert zum Weitermachen. Es sind die kleinen, aber konstanten Schritte, die Dich Deinen Zielen näherbringen – was auch immer Deine Ziele genau sind.
- Ändere Gewohnheiten: Vielleicht ist es für Dich normal, nach dem Heimkommen von der Arbeit sofort ein Bier zu öffnen. Vielleicht sind nächtliche Ausflüge zum Kühlschrank für Dich schon automatisiert. Vielleicht nimmst Du aus Gewohnheit Snacks aus der Küche mit, wenn Du Dich vor den Fernseher setzt. Diese “schlechten” Gewohnheiten sind leicht abzustellen. Nach einiger Zeit wirst das geänderte Verhalten für Dich die neue Normalität sein und wenn Du Dich dann doch einmal mit Bier und Chips auf die Couch setzt, wirst Du es umso mehr genießen. Geänderte Gewohnheiten führen zu einem geänderten Alltag und dieser wiederum zu einem geänderten Leben.
- Führe Veränderung schrittweise herbei: Niemand wird über Nacht ein neuer Mensch – und das wäre ja auch nicht erstrebenswert. Der Wesenskern von Menschen ist eher ein schwerfälliger Hochseetanker als ein wendiges Schnellboot. Und ein Totalwechsel dessen, was einen als Mensch ausmacht ist weder realistisch noch erstrebenswert.
- Kleine Veränderungen summieren sich über die Zeit: Du kannst die Treppen statt dem Aufzug verwenden, Du kannst Deine Wohnung 15 Minuten früher verlassen und kurze Strecken zu Fuss gehen, anstatt das Auto oder den öffentlichen Verkehr nutzen. Du kannst ein Buch in die Hand nehmen, anstatt den Fernseher aufzudrehen. Du kannst bewusst das Handy weglegen, wenn Du im Gespräch bist. Du kannst es Dir zum Ziel nehmen, am Wochenende einen Ausflug in die Natur zu machen, anstatt den halben Tag auf der Couch vor dem Fernseher zu verbringen…. So wie sich Zins und Zinseszins erst über die Zeit bezahlt machen (obwohl das heutzutage bei Negativzins eigentlich nicht mehr gilt), so summieren sich auch Deine Bemühungen über die Zeit.
- Sei geduldig mit Dir: Veränderungen brauchen Zeit. Sich dessen bewusst zu sein hilft Dir, die ersten paar Wochen zu überstehen, wo Du wahrscheinlich noch wenig Effekt Deiner Bemühungen siehst. Freue Dich täglich über die kleinen Erfolge. Es kann Dir helfen, eine Art Tagebuch zu führen.
- Übernimm Verantwortung: Gehe regelmäßig in Dich, nimm Dir Zeit und Ruhe für Dich. Lege das Handy auf die Seite, gehe in die Natur und genieße ganz bewusst das wunderbare Geschenk des Lebens. Zeit in der Natur verdeutlicht Dir, Teil eines größeren (Natur)Ganzen zu sein, wird Dich erden und als wunderbaren Nebeneffekt Deine Selbstverantwortung für die eigene Lebensgestaltung stärken.
- Such Dir Gleichgesinnte: Gemeinsam macht fast alles mehr Freude und ihr könnt Euch gegenseitig motivieren, bestärken und Mut zum Durchhalten zusprechen, auch wenn gerade alles schwierig erscheint.
- Hab Spaß am Leben: Sei trotzdem nicht zu streng mit Dir. Ausrutscher gehören dazu. Es ist auch in Ordnung, gelegentlich über die Stränge zu schlagen, wenn dies eingebettet in Deinem geänderten Lebensstil ist. Das gelungene Leben lebt von der Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Anstrengung und Müßiggang.
- Es ist nie zu spät für Veränderung: Von einem gesunden, bewussten Lebensstil profitieren Menschen aller Altersgruppen.
Denk immer daran: Schritt für Schritt kommen wir ans Ziel!